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Geschichte

Erstmals wird das Vorwerk und Dorf „Machov“ im Jahr 1314 im „Bete Verzeichnis des Amtes Torgau“ urkundlich erwähnt. Bodo Wieber schreibt zur Deutung des Ortsnamen: „Die Lage unweit der Elbe lässt vermuten, dass der Ortsname von der slawischen Bezeichnung für Feuchtigkeit abgeleitet wurde“. In diesem Gebiet lebten schon in vorgeschichtlicher Zeit Menschen. Davon zeugen Grab- und Werkzeugfunde.

 

Auf den Hügeln von den Wasserläufen der Elbarme umspült boten sich natürliche Bedingungen für die Ansiedelung. Später begünstigte die von West nach Ost entlang der Elbe verlaufende Heerstraße und die nahe Burg Belgern dieses Siedlungsgebiet. An die verschwundenen Dörfer Trepitz, Völkau und Wolkau nahe Mahitzschen erinnern noch die Gemarkungsnamen. Ob sie verlassen oder untergegangen sind, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.


Mahitzschen war ein von Slawen gegründetes Dorf. Der Ursprung des ehemaligen Angerdorfes ist noch erkennbar. Bis in die jüngere Zeit bildet der Rundling mit einem großen Dorfanger, wo Teich, Schmiede, Hirten- und ein Gemeindehaus sowie eine Mühle angesiedelt waren, den Mittelpunkt des Dorfes. Um die später dazu gekommenen oberen Mühlteiche führte die Dorfstraße. Die Siedlung hatte nur einen Zugang. Innerhalb des Ringes fanden die Menschen und ihre Tiere Schutz. Brand-, Hochwasser- und Kriegsschäden veränderten das Ortsbild.


Die Eindeichung und Begradigung der Elbe erschloss dem Dorf neue Ausbreitungsmöglichkeiten. Es wuchs über seine ursprünglichen Grenzen hinaus. Die Umgebung Mahitzschens, voran Burg und Stadt Belgern schauen auf eine lange und wechselvolle Geschichte. Urkundlich nicht belegt, von früheren Chronisten überliefert wird die Legende, Karl der Große sei Gründer von Belgern, sein Sohn habe hier im Jahre 789 Winterlager gehalten und die Umgebung von Belgern bis nach Mahitzschen und Döbeltitz hin befestigt. Befehlshaber sei der Held Roland gewesen, der der Stadt Burgrechte erwirkte. Urkundlich wird Belgern aber erst im Jahr 973, also 200 Jahre später erwähnt. Schon immer hatte das Rittergut das Sagen.


Zur Zeit der urkundlichen Ersterwähnung von Gut und Dorf lebten hier 9 Familien. Ganze 6 Hufen Land werden ihnen zugebilligt. Es handelt sich um sechs Hüfner und drei Gärtner. Die große Fläche gehörte dem Rittergut. In der ersten Erwähnung im Jahr 1419 wird es noch ein Vorwerk genannt. Besitzer ist zu dieser Zeit Hoberg Tile von Kinder. Auch in Mahitzschen gab es Veränderungen bei der Schreibweise des Ortsnamen. Aus dem ursprünglichen „Machov“ wurde 1419 „Matschow“, 1433 schreibt man „Motschau“, 1526 „Maizen“, 1590 „Maitzschen“ und erst seit 1819 schreibt man „Mahitzschen“. Das Rittergut und Dorf kaufte 1528 der Torgauer Rat. Er blieb bis zum Jahr 1918 Besitzer von Mahitzschen.

 

Im Dorf ging der Hammer um. Aus dem Jahr 1681 ist eine Tagelöhnerordnung erhalten. Nach ihr erhielt der Oberschirrmeister 10, ein Ochsentreiber 2, ein Knecht oder eine Magd 2 Gulden Jahreslohn. Tagelöhner, Drescher, Mäher wurden mit Groschen und Pfennigen abgefunden. Vom 11. Juli 1707 stammt eine Gemeindeordnung, sie überliefert uns alte Gepflogenheiten des Dorfes. Sie bestimmt: „die Beschlussfassung ist Sache aller mündigen Männer des Dorfes. Ihrer Mehrheit darf sich keiner widersetzen“.

 

Zur Beratung werden die Männer gerufen, indem der Dorfschulze den Hammer umgehen lässt. Wenn der Schulze den Hammer herausgibt, soll der von Haus zu Haus fortgetragen werden. Wer solches unterlässt, soll bestraft werden. Derjenige aber, der den Hammer bringt, soll solange klopfen, bis der, welcher ihn forttragen soll, kommet oder wenn derselbe nicht zu Hause ist, bis zum nächsten Nachbarn bringen. Derjenige aber, der binnen einer Stunde nicht zum Schulze kommt und sich nicht entschuldigen lässt, wird bestraft.


Aus dem Jahr 1447 sind Grenzstreitigkeiten mit dem Rittergut und mit Döbeltitz überliefert. Streitobjekt war der Grenzgraben, der die Fluren trennte. Die Mahitzschner müssen gemogelt haben, denn sie mussten einen neuen Grenzgraben ziehen und an Döbeltitz eine Abfindung von 85 Gulden zahlen. Am 27. Oktober 1709 lässt uns der Chronist wissen, dass Zar Peter der Große auf der Elbe zu Schiff von Karlsbad über Dresden kommend am gleichen Tag das Dorf passiert hat, um in Torgau an der Vermählung seines Sohnes mit der Prinzessin Sophie von Braunschweig auf Schloss Hartenfels teilzunehmen.


Hochwasser hat immer wieder beide Dörfer heimgesucht. So auch in den Jahren 1712, 1733, 1736 und 1746. Eine Eindeichung der Elbe gab es noch nicht. Unter diesen Bedingungen waren bei hohem Wasser alle dem Wüten der Fluten ausgesetzt. Die Verluste an Menschen, Tieren und Gebäuden waren oft verheerend. Auch Brände vernichteten immer wieder die Hütten der Dörfer. So auch am 26. Juni 1729, wo fast das ganze Dorf erfasst wurde. Viele Menschen und Tiere kamen im Feuer um. Auf „allergnädigsten Befehl“ wurden damals vorrübergehend die Erbzinsen für die Dorfbewohner erlassen.


1429 fielen die Hussiten ins Meißner Land ein. Sengend und raubend zogen sie elbaufwärts, brannten Strehla und Belgern nieder und wüteten in Mühlberg. Die Dorfbewohner flohen in die nahen Wälder, die Dörfer wurden gebrandschatzt. Ein Jahr später kamen sie zurück, berichtet der Chronist. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es wiederholt zu Verwüstungen. Brände, Drangsal und die Pest sorgten mehrmals für das Ende der Dörfer. Die Jahrzehnte der Schlesischen Kriege ließen das wieder aufblühende Dorf schrumpfen. Im Jahr 1741 lagen vor dem Marsch nach Böhmen in Mahitzschen und der Umgebung tausende sächsische Soldaten. Die Menschen stöhnten unter der Last der Einquartierungen.


Auch während des zweiten Schlesischen Krieges litt die Bevölkerung unter den ständigen Truppendurchzügen, Einquartierungen und Abgaben. Am 6. Dezember 1744 besetzten 25 000 Preußen das Torgauer Land. Mahitzschen war vollgestopft mit Pferden und Reitern. Kontributionsgelder mussten aufgebracht werden, es kam zur totalen Verschuldung des Dorfes. 12 Jahre später, im August 1756 breitet sich im 3.Schlesischen-, auch als Siebenjähriger Krieg bekannt-, neues Elend aus. Am 1. September ist das Dorf wieder voller Soldaten. Sie forderten Verpflegung, Heu, Stroh und vieles mehr. Im Jahr 1758 kamen zu den Natural- noch Geldforderungen dazu. Während der Kämpfe um Torgau 1759/1760 und den wechselvollen Erfolgen der Kaiserlichen und der Preußen waren alle Orte voller Soldaten. Preußen, Sachsen, Österreicher und Kroaten wechselten sich ab. Alle forderten, plünderten, übten Gewalt.

 

Sie brachten den Dorfbewohnern Tod und Verderben. 53 Einwohner, ein Drittel der Bevölkerung starben in dieser Zeit. Davon waren 28 Frauen und Kinder. Grässliche Verwüstungen und Ausschreitungen gab es nach der Schlacht bei Torgau durch die Soldaten der geschlagenen fliehenden Armee. „Zuletzt kamen die Verwundeten auf Wagen, die meisten auf Schubkarren. Viele schleppten sich mit behelfsmäßigen Krücken vorwärts. Ihnen folgten die preußischen Verfolger“. „Wie die Heuschrecken hat das Militär unser Dorf leergefressen…“ berichtet der Pfarrer. Kaum 40 Jähre später fielen die Franzosen ins Land. Alles beginnt von vorn. Zum Festungsbau nach Torgau abkommandiert können die Bauern ihre Felder nicht bestellen, ihre Familien- besonders die Kinder- hungern daheim.

 

Als Napoleon nach Russland zog, kamen zu den Festungsarbeiten wieder die laufenden Einquartierungen der endlosen Kolonnen von Soldaten und Pferden, sowie Geldforderungen. Noch schlimmer wurde es für die dörflich Bevölkerung vor und nach der Völkerschlacht bei Leipzig, Forderungen nach Geld, Lebensmittel, Futter für die vielen Pferde und die laufenden Transportleistungen für die riesige Armee waren an der Tagesordnung. Da das Dorf leergefegt war von allem, blieb Gewalt nicht aus. Am Ende des Krieges kam Mahitzschen, wie große Teile Sachsens zu Preußen.

 

Zur Elbe

Durch die Lage an der wild durch das Land fließenden Elbe brachte jedes Hochwasser beiden Dörfern weitere Sorgen. Die Begradigung und Eindeichung der Elbe begann erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis dahin bestand sie aus einem Gebilde mehrerer kleiner Flussläufe und Inseln. Bei Hochwasser bildeten sie einen zum Teil mehrere hundert Meter breiten unberechenbaren Fluss.


Der Chronist berichtet: „Im Jahre 1835 passierte das erste Dampfschiff bei uns die Elbe“. Und über die Zeit, als die Schiffe stromaufwärts noch von Land aus gezogen wurden, sagt er u. a.: „Bis zum Elbdurchstich führte eine Abbiegung von der Salzstraße über die „Sieh dich vor“ auf der „Flachen Furth“ durch die Elbe. Entlang der Elbe verlief der „Leinpfad“, auch „Trödelweg“ genannt. Es war ein öffentlicher Weg, der von Hamburg bis nach Böhmen über die hiesige Flur führte. Die Anlieger hatten diesen Weg zum Wasser hin frei von Bewuchs zu halten.

 

Auf ihm bewegten sich die ca. 20 Trödler, wenn sie von Torgau her die Schiffe bis Belgern zogen. Das geschah an langen Leinen. In Belgern erfolgte ihre Ablösung. Mahitzschen hatte schon früh eine Wasserleitung. 1855 wohnten hier in 41 Gebäuden 239 Einwohner. Weitere 35 Bewohner zählten zum Rittergut. Ihnen standen 6 Gebäude zur Verfügung.


Durch den Wasserleitungsbau von Mehderitzsch nach Torgau wurde 1879 Mahitzschen das Quellwasser genommen. Torgau musste deshalb Wasser in das Dorf ableiten. So kam es, dass Mahitzschen schon sehr früh eine Wasserleitung bekam. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte das Rittergut bereits über eine hölzerne Rohrleitung Wasser aus dem Mahitzschener Quellgebiet zur Gutsbrennerei und Brauerei geleitet. Beim Erschließen der Mahitzschener und Mehderitzscher Quelle für das Torgauer Wasserwerk hatte man diese noch brauchbare Holzleitung entfernt. Von nun an wurde wegen der „Störung der Wasserversorgung von Mahitzschen laufend geklagt“. Torgau musste dem Rittergut Schadenersatz zahlen für die Ausfälle beim Brennereibetrieb. Der Aufbau zusätzlicher Vorratsbehälter im Mehderitzscher Wasserwerk sollte Ausgleich garantieren.


Beabsichtigt war auch der Erwerb und die Erschließung der Quelle vom Fuhrmannsbrunnen. Doch der Wassermangel zwang noch 1903 die Brennerei in Mahitzschen zur zeitweisen Einstellung der Produktion. Aus der „Acta betreff Beseitigung der von dem Gemeindevorstand in Mahitzschen gerügten Missstände in der Wasserversorgung des Dorfes Mahitzschen“ entnehme ich, dass Mahitzschen sein Trinkwasser seit altersher aus dem Quellgebiet „Kugelfang“ in der Heide bekam. Über den Graben floss es ins Dorf und in den Teich. Über Jahrhunderte lebten von diesem Wasser Mensch und Tier. Im Jahr 1877 verkaufte die Stadt Belgern diese Quelle an Torgau, um die Stadt ausreichend mit Wasser zu versorgen.

 

Damit begann für das Dorf der Wassermangel. Die Wasserleitung zum Rittergut brachte lediglich 8 Höfen und dem Schulgebäude Ersatz. Für die übrigen 180 Dorfbewohner wurde nahe dem Gasthof ein Druckständer( eine Entnahmestelle) aufgestellt. Zwei weitere sollten folgen. Dazu ist es aber nie gekommen. Seit dem Jahre 1904 klagt der Gemeindevorsteher Lange über „unregelmäßiges Wasser und Fehlen der zwei versprochenen Wasserständer“, ab 1906 über gänzliches Versagen der Entnahmestelle. Die Stadt Torgau verspricht Abhilfe, tut aber nichts. Die Beschwerden erreichen nun den königlichen Landrat und den Regierungspräsidenten. Viel Papier wird beschrieben, es ändert sich nichts. Die folgenden Gemeindevorsteher Kresse und Lindner führen den Streit weiter. Erst im Jahr 1930 erfolgt Abhilfe.

 

Am 28. Dezember 1914 erreichte die Eisenbahn Mahitzschen. Es war für die Mahitzschener ein großer Tag. Mittags gegen 11 Uhr hörten sie erstmals das Pfeifen und Stampfen einer Lokomotive. Wenig später rollte der erste Zug auf der neu errichteten Bahnstrecke zwischen Torgau und Belgern. Er hielt auf dem späteren Bahnhofsgelände. Ab 1. April 1915 war die Strecke funktionstüchtig. Am Ausbau des Bahnhofs wurde aber noch gearbeitet. Die Eisenbahndirektion hatte dazu von der Stadt Torgau 5,42 Hektar Rittergutsland erworben. Die Pächterin des Rittergutes, Frau Amtmann Müller, handelte als Gegenleistung die mietfreie Nutzung des Holzplatzes am Bahnhof, eine Pachtermäßigung und eine jährliche Gutschrift für die „Wirtschaftserschwernisse“ aus. Der Holzplatz am Bahnhof war wichtig, der Stadtwald grenzte ja fast an.


Am 8. März 1917 blieb der Zug im Schnee stecken und musste ausgegraben werden. Bis zum Jahr 1962 dampften, schnauften und pfiffen die Personen- und Güterzüge mehrmals am Tag über die Strecke Belgern-Torgau mit Zwischenhalt in Mehderitzsch und Pflückuff. Die beste Alternative zum Zug war damals der Radfahrverein. Dem Radfahrmuseum und Herrn Lehmann aus Bennewitz haben wir es zu verdanken, dass wir heute hier die Originalfahne von 1926 präsentieren können. Für eine ausführliche Dokumentation mit allen Radfahrvereinen aus der Region lohnt sich ein Besuch in Bennewitz. Das alles ist Geschichte. Eine eigene Kirche hatten beide Dörfer nie, auch keinen Friedhof. Man ging nach Belgern zum Gottesdienst, fand hier die letzte Ruhestätte.

 

Einklassigen Schulbetrieb gab es in Mahitzschen bis zur Einschulung nach Belgern. Ab wann es Unterricht im Dorf gab, habe ich nicht erfahren. 1682 wird ein Kinderlehrer erwähnt. Seit 1772 werden lückenlos alle Lehrer des Dorfes namentlich genannt. Die ersten Lehrer waren die Handwerker des Dorfes. Eine Schule gab es noch nicht. Der Schneider Gottfried Becker unterrichtete in seiner Wohnstube, die auch seine Werkstatt war.Den Schulpfennig, die versprochenen Naturalien, das Deputatfeuerholz, alles musste er einbetteln. Hätte er nicht ein Stück Land besessen, seine Familie hätte verhungern müssen. Zu seiner Pflicht gehörte die Abhaltung einer sonntäglichen Gebetsstunde. Dazu trafen sich die Bewohner reihum in einer ihrer Wohnstuben. Der Gastgeber hatte den Lehrer an diesem Tag zu beköstigen. Schon vor 270 Jahren gab es Schulzeugnisse. Gewissenhaft führten die Lehrer Nachweis über die Leistungen der durchschnittlich 26 Kinder.

 

In der jährlichen „Schul-Tabella“ wurden Versäumnisse, die Lehrfächer und der Leistungsstand der Kinder peinlichst aufgeführt. Jedes Kind fehlte im Jahr etwa 2 Monate beim Unterricht. Krankheit, Kriegsereignisse, Kälte, Hitze, Unwetter, Erntehilfe waren Gründe für das Fehlen. Benotet wurden die Fächer „Catechismos, Lesen, Buchstabieren, Schreiben und Rechnen“. Die erteilten Noten lesen sich: „wird gut werden, lernt gut, hat schweren Kopf, hat guten Kopf, ist halsstarrig, ist fleißig oder ist schlecht“. Von 1850 bis 1864 unterrichtete ein Tierarzt die Kinder. 1888 fiel das Schulgeld weg.


Der preußische Staat besoldete nun den Lehrer. Bei Ausfall des Lehrers mussten die Kinder nach Döbeltitz zum Unterricht und umgekehrt genauso. In Mahitzschen sind drei Schulgebäude bekannt. Das erste, bestehend aus einem Schul- und einem Lehrerwohnraum, stand bis zum Jahre 1838 als letztes Gebäude an dem nach Puschwitz führenden Wege, so die Chronik.


Die folgenden Schulgebäude errichtete man im Zentrum des Dorfes. Im letzten, es wurde 1912 errichtet, war nach Auflösung der Schule das Gemeindeamt mit der Bürgermeisterin Frau Ursula Lehmann untergebracht. Die letzten Lehrer hießen Bömisch, Gratz, Enold und Hammer, die Hilfslehrer Frl. Klein und Herr Kreher. Im Jahre 1864 wollte man schon einmal das Schulhaus einsparen und die Kinder nach Döbeltitz zum Unterricht schicken. Die Bänke hatte man schon hingebracht. Die Eltern zwangen die Gemeinde zur Rücknahme ihres Beschlusses. Am 1. April 1932 erfolgte dann die Zwangsvereinigung beider Schulen. Nun mussten aber die Döbeltitzer Kinder zur Schule nach Mahitzschen laufen. Eine Notverordnung zwang zur Einsparung der Lehrerstelle.

 

Die Chronik berichtet auch vom ersten Dampfpflug auf den Rittergutsfeldern 1915, auch vom ersten elektrischen Licht im Dorfe im Jahr 1916. Als Folge der Bodenreform wurde 1945/46 das Schloss abgebrochen. Das gewonnene Material hat man zum Bau der Neubauernsiedlungen verwendet. Vier landwirtschaftliche Genossenschaften arbeiteten zeitweise im Dorf. Durch die Eingemeindung von Döbeltitz wuchs unser Dorf 1951 auf 428 Einwohner.

 

1528 wurde die Stadt Torgau Besitzer des Rittergutes. Der Magistrat betrieb das Gut über einen Verwalter selbst. Zum Gut gehörten drei Wassermühlen im Dorf, drei Teiche, eine Schäferei, eine Fischerei, Felder Wiesen und Wälder. Ein abgeschlossener großer Wirtschaftshof mit Stallgebäuden, Speicher, Scheunen, Hütten für die Beschäftigten sowie ein Schloss mit Park bildeten ein abgeschlossenes Territorium. Historische Fotodokumente dazu sind in der Fotoausstellung zu sehen. Das Rittergut bildete eine selbstständige politische Gemeinde. Die Eigenbewirtschaftung des Gutes durch den Rat brachte viel Streit ins Rathaus. Die Viertelsmeister der Stadt waren für die Überwachung der Ein- und Ausgaben mit verantwortlich, sie fanden viele Mängel bei der Wirtschaftsführung.


Um die Kritiker loszuwerden, wusste der Rat es durchzusetzen, dass sie 1547 nicht mehr bestätigt wurden. Willkürlich lenkte er nun die Geschicke. Die Ernteerträge der Stadtgüter wanderten zu billigen Preisen in die Küchen der Ratsmitglieder. Ihre Besoldung wurde grundlos verbessert, festliche Ratsessen waren an der Tagesordnung. Erst eine gepfefferte Beschwerde beim Kurfürsten brachte Änderung. Die kurfürstliche Visitation machte sichtbar, die Unterhaltung des Rittergutes hatte mehr gekostet, als von ihm eingenommen wurde.
Das Urteil lautete: „Die Ratsmitglieder haben übel hausgehalten mit der Stadt Einkommen und Güter“. Die Privilegien wurden abgebaut, straffe Kontrollen führten zu besseren Erträgen und Einnahmen.

 

Doch ganz wohl nicht. Unter 1600 lese ich in einem Dokument, der Bürgermeister erhält von Mahitzschen das Obst, er muss es aber mit den Ratsmitgliedern teilen. Die bis dahin reichlich in Mahitzschen geernteten Nüsse wurden nun öffentlich verkauft. Der Rat bemüht sich, die Einnahmen aus dem dortigen Brau- und Brenngewerbe, den Mühlen, der Schäferei und dem Feldbau zu mehren. Zum Rittergut gehörten die Fluren der wüsten Mark Treblitz, Wölkau und Welknitz. Sogar die Puschwitzer Försterei mit dem Stadtforst gehörte seit 1870 zum Rittergut. Die Ländereien waren wenig zusammenhängend, mittels ständiger Bodenzukäufe sorgte der Rat für die Abrundung der eigenen Gutsfluren. 300 Jahre hatte die Stadt das Rittergut selbst bewirtschaftet. Im Jahre 1804 war damit Schluss. Es wurde verpachtet. Dessen Wert war auf 76 269 Taler gewachsen.

 

Ein 18 Acker großer Weinberg ist in dieser Summe nicht enthalten. Zur Schäferei gehörten 575 Schafe. Der Pächter bekam sie kostenlos mit der Verpflichtung, seinem Nachfolger 600 Schafe zu übergeben. Rund 400 Jahre war die Stadt Torgau Eigentümer von Mahitzschen, ehe es 1918 an den Gutsbesitzer Appelt aus Pratau verkauft wurde. Mit der Bodenreform kam das Ende für Schloss und Rittergut. In Mahitzschen wurde einst Seide produziert. Auf dem Gelände des Rittergutes gab es einen vorbildlich angelegten Maulbeerbaumbestand.


Als Lehrpflanzung erlang diese Anlage und das Dorf Mahitzschen überregionale Bedeutung, sächsische Gärtner lernten hier den Anbau und Pflege dieses Baumes. Noch populärer sollte Mahitzschen Mitte des 18. Jahrhunderts werden. Im Jahre 1757 hatte der Kurfürst Friedrich August den Leipziger Kaufmann und sächs. Kammerrat Johann Christian Raabe das Privilegium erteilt, nach italienischem Vorbild im Dorf eine Seidenfabrik zu errichten.


Raabe pachtete zum Antrieb seiner Maschinen vom Rat der Stadt Torgau zwei der drei zum Rittergut gehörenden Wassermühlen. Auf dem Grundstück einer der Mühlen ließ Raabe seine Seidenfabrik errichten und mit den modernsten Maschinen der Zeit ausstatten. Es war die erste Seidenfabrik in Deutschland. Die 15 Beschäftigten produzierten so viel wie vorher 600 Handzwirner an ihren Spinnrädern. Der 7-jährige Krieg brachte den Niedergang der Fabrik.


Der Rat zu Torgau war ein strenger Gerichts-, Erb- und Lehnherr, für den nach alt überliefertem Recht alle Menschen untertänigst und unentgeltlich zu arbeiten hatten. Die Chronik berichtet von erdrückenden Fuhren von Mahitzschen nach Torgau und umgekehrt. Aufgelistet sind in einem Jahr 156 Stroh- und 14 Fischfuhren sowie alle Heu-, Wein- und Holzfuhren. Hinzu kamen Dürre, Hungersnot, Hochwasser und Unwetter. 53 Menschen starben. Bei all dieser Schinderei fehlte den Bauern die Zeit, das eigene Land zu bestellen bzw. die Ernte einzubringen. Daran änderte auch die Flurbereinigung und Flächenerfassung im Jahre 1792 nichts.

 

Im Gegenteil, jeder glaubte von der Flurvermessung benachteiligt zu sein. Die Rittergüter von Mahitzschen, Döbeltitz und Kranichau befischten den Teich gemeinsam, die Stadt verlangte ihren Anteil. Die vor 220 Jahren von der Vermessung gefertigten Dokumente treffen Aussage über die recht unterschiedliche Bodenqualität der Flurstücke. Verantwortlicher Feldvermesser war Leutnant Johann Christoph Wilhelm Schulze vom Regiment Prinz Friedrich. In den Dokumenten ist zu lesen: „Christian Krüger hat einen Weinberg am Puschwitzer Weg, Georg Dähnert besitzt einen Weinberg im Dorf und dazu eine Seefläche am Seeberg.  Die Ländereien des Johan Gottlob Wittig befinden sich auf dem Seeberge, am Wildgraben und am Zschoppenteiche“.

 

Der Wildgraben muss bedeutende Ausmaße gehabt haben, viele Flächen grenzen an. Oft genannte Bezeichnungen sind die Aue, der Puschwitzer Weg, die Seeflächen, der Belgernsche Weg, am Weinberg, am Oberlachenholz und am Schreinberg. Wir erfahren von der Existenz von 6 Mühlteichen sowie einer Ober- und einer Untermühle mit je zwei Mahlgängen. Die Schankgerechtigkeit ruht 1799 auf dem Halbhufengut No 22.

 

Hier finden Sie die Geschichte auch als PDF.